Hinweis: im Folgenden werden weibliche oder männliche Formen bewusst abwechslungsweise verwendet.

 

Erstgespräch

In einem Erstgespräch wird mit dem Klient und/oder der Bezugsperson geklärt, warum es überhaupt zu einem Kontakt mit der Figurenspieltherapeutin kommt. Die Therapeutin informiert sich über die Vorgeschichte mittels einer Anamnese, und es werden erste Therapieziele vorbesprochen. Es wird eine Vereinbarung über die durchzuführende Therapie getroffen. Ein Therapie umfasst meistens mindestens etwa 20 Therapiestunden, je nach Situation wöchentlich oder vierzehntäglich, kann also bis zu einem Jahr dauern.

Therapieziele

Im Rahmen des Erstgespräches werden Therapieziele vereinbart und schriftlich festgehalten. Die Ziele müssen behutsam formuliert werden, es geht darum, inwiefern während der Therapie eine Entwicklung erwartet werden kann, und wie diese Entwicklung in Form von Resultaten sichtbar oder messbar werden wird.
Häufig werden auch Teilziele als Zwischenschritte geplant, und individuell mit Standortgesprächen evaluiert.
 

Therapiestunden 

Die Therapiestunden finden in der Praxis der Figurenspieltherapeutin statt. Es handelt sich um eine geschützte Umgebung, störungsfrei. Es findet sich alles, was für eine erfolgreiche Therapie notwendig ist: Material, Werkzeug, Werkbank, Bühnen, Requisiten, fertige und halbfertige Figuren - aber auch Ruhe und Entspannung auf Sofa und Kissen.
Therapeutin und Klient sind alleine, es sind im Regelfall keine Bezugs- oder Begleitpersonen im Raum.
Die Therapeutin protokolliert die Therapiestunden nach einem standardisierten Verfahren.

Standortgespräche

Im Verlauf der Therapie werden mit dem Klient und/oder der Bezugsperson je nach Bedarf Standortgespräche geführt, um festzustellen, welche Teilziele allenfalls erreicht worden sind, oder ob Ziele/Teilziele dem Therapieverlauf angepasst werden sollten. Die Therapeutin berichtet von ihren Beobachtungen und ihren Schlüssen daraus. Allenfalls kann auch die Therapievereinbarung angepasst werden. Solche Standortgespräche werden von der Therapeutin gut vorbereitet.

Schlussgespräch

Im Schlussgespräch wird mit dem Klient und/oder der Bezugsperson der gesamte Therapieverlauf reflektiert. Gemeinsam wird diskutiert, wie weit die gesteckten Therapieziele erreicht worden sind, und worauf im weiteren Verlauf nach der Therapie geachtet werden sollte - ist die Therapie damit beendet? soll im Abschluss ein weiterer Therapieblock durchgeführt werden? direkt anschliessend oder nach einer Pause?
Insbesondere aber wird auch bei verordneten Therapien geklärt, wer in welcher Form ins Bild gesetzt werden soll und darf.

Therapiebericht

Die Therapeutin führt für jeden Klienten und seine Therapie ein Dossier. Das Dossier ist vertraulich, und wird von der Therapeutin unter Verschluss aufbewahrt. Auf Wunsch wird ein Therapiebericht verfasst, der die wichtigsten Punkte aus diesem Dossier zusammenfasst, und so die Therapie vom Erst- bis zum Schlussgespräch rapportiert. Er wird dem Klient und/oder der Bezugsperson abgegeben, je nach Vereinbarung mit Einverständnis des Klienten oder der Bezugsperson auch derjenigen Stelle, die die Therapie ursprünglich verordnet hat.

 

 


Therapeutisches Figurenspiel ist kein unterhaltendes Figurenspiel

Im therapeutischen Figurenspiel steht der Prozess im Vordergrund. Das Spiel findet in einem geschützten Rahmen statt. Das Spiel soll befreien, entspannen, Konflikte lösen, Ängste abbauen.

Die gespielte Geschichte entwickelt sich aus den Bedürfnissen des Klienten. Es gibt weder Drehbuch noch Textvorgaben. Bühne, Bühnenbild, Requisiten sind oft improvisiert. Puppen sind vorhanden, oder werden vom Klienten alleine oder in Zusammenarbeit mit dem Therapeuten erst gefertigt.

Der Figurenspieltherapeut spielt nach Anweisung des Klienten, er identifiziert sich mit der ihm zugewiesenen Rolle. So kann er sich in die Gefühlswelt des Klienten einfühlen. Er begleitet, hört zu, geht mit, regt an, beobachtet, ist authentisch, achtsam und empathisch. Durch seine Ausbildung, seine Intuition, sein psychologisches und psychopathologisches Fachwissen ist er in der Lage, die gespielte Geschichte des Klienten zu lesen, die Symbolsprache zu deuten, archetypische Figuren zu erkennnen. Der Figurenspieltherapeut ist selbst immer im Austausch mit Bezugs- und/oder Fachpersonen. Er besucht regelmässig Supervision.

 

Das unterhaltende Figurenspiel ist für die Öffentlichkeit, es will unterhalten, vermitteln, bezaubern. Es wird angekündigt, muss organisiert werden, steht unter all den Einschränkungen und Vorgaben, die für öffentliche Anlässe geregelt sind in Bezug auf Infrastuktur, Sicherheit, allfällige Abgaben etc. Es herrscht ein gewisser Erfolgsdruck, man ist auf gute Kritiken angewiesen, und will das Stück mehrmals aufführen.

Die gespielte Geschichte ist einstudiert, das Figurenspielteam entscheidet, was gespielt wird, und setzt Schwerpunkte. Der Figurenspieler spielt seine Figur(en), ist aber als Mensch nicht Teil des Prozesses, sein emotionaler Zustand soll bzw. darf keine Rolle spielen. Natürlich muss sich der Figurenspieler mit seiner Rolle/Figur identifizieren, und er muss auch die notwendigen Techniken zur Figurenführung beherrschen, nur so wirken die Figuren authentisch.

Bühne, Figuren, Requisiten, Licht und Ton sind speziell für das Stück vorbereitet und passen zum Stück. Das Stück erzählt eine Geschichte, und hat einen Spannungsbogen. Die Figuren sind können je nach Art des Stücks unterschiedlich gestaltet sein und verschieden geführt werden, sie sind vom Spieltteam selbst gefertigt, oder werden eingekauft.